07. April 2017: Tempo, Tempo!
Ein zentrales Thema in der Musik. Ein wesentlicher Punkt der „Komposition“, also der Zusammenstellung der verschiedenen Elemente, aus denen ein Musikstück besteht. Und eine - für manche erschreckende – Herausforderung.
Wobei man oft einseitig auf die hohen Tempi schaut. Ein ruhiges Tempo ist auch eine Herausforderung.
Da soll der Fluß der Melodie nicht abbrechen. Leichter zu bewerkstelligen mit einem Blas – oder Streichinstrument
als auf dem Klavier. Man kann aber beginnen, auch beim Klavierspiel auf den Ton zu hören, als Übung tatsächlich erst
dann den nächsten anzuschlagen, wenn ich „den gerade gespielten bewußt gehört habe“.
Claudio Arrau, erzählte mir von seinem ganz besonderen Verfahren, „den Studenten das Drüberwegspielen zu erschweren“:
Fingersätze. Stummer Fingerwechsel in den langsamen Sätzen, wo sie eigentlich nicht nötig wären,
um die Passage technisch zu bewältigen. Habe ich nicht übernommen. Aber ich fand sein „Vibrato“ auf manchem
langen Ton bemerkenswert. Ändert nichts, denn der Ton ist schon angeschlagen. Und ändert trotzdem etwas …
Bleiben wir bei Arrau: Bei schnellen Passagen, etwa in der h-moll Sonate von Liszt, gibt das Tempo manches Mal ganz gehörig nach. Um dem Hörer etwas deutlicher zu vermitteln? Im besten Fall ja.
Am anderen Ende der Skala steht,
nein, ich werde jetzt nicht Vladimir Horowitz erwähnen, auch nicht Art Tatum (zwei Überflieger, aus deren Einspielungen man übrigens Abschnitte herausnehmen kann, die zum Verwechseln ähnlich sind!)
sondern Simon Barere. Je schwieriger es wurde, desto schneller kam einem der nächste Ton entgegen.
Das muß nicht nervös klingen.
Und damit sind wir beim nächsten Punkt: Wenn ich nicht einzelne Töne spiele (denke), sondern Zusammenhänge, und das fängt bei den ersten Achteln an, die einem im Unterricht begegnen, dann präge ich Abläufe. Im ruhigen Tempo. Im ganz ruhigen Tempo. Ist das gesichert, erhöhe ich einfach die Schlagzahl der Impulse.
Die Dynamikfalle.
Selbstredend wird „schneller“ auch „lauter“ - scheint ein Naturgesetz zu sein. Aber „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“ hilft hier.
Und daß unglaublich schnell im Pianissimobereich, oder besser, im kaum noch hörbaren Bereich eine aussergewöhnliche Wirkung haben kann,
ist beispielsweise zu erleben bei Josef Lhevinnes Interpretation der Fantasia on Hungarian Gypsy Songs von Tausig.
folgt: Tempowechsel, Effekt durch langsames Tempo, Herausforderung Langsames Staccato, Blas - und Streichinstrumente.
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Privatmusikunterricht Reiner Endisch
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